Einer, der vorher Vertriebsleiter war.
Bei einem meiner Kunden arbeitet ein Vertriebsleiter. Also ein neuer Mitarbeiter, der vorher Vertriebsleiter war. Jetzt soll er einen eigenen Kundenstamm aufbauen. Von Anfang an. Er kommt nicht wirklich voran. Verzettelt sich. Recherchiert. 10 Minuten, 20 Minuten, bis er den Hörer abhebt. Vor ihm sind 3.000 potentielle Kunden im System, auf seinem Bildschirm. Er braucht nur anzurufen. „Nee, ich schau mir erst mal deren Webseite an.“ „Ich schau erst mal, wer zuständig ist.“ Eine Analyse zeigt 33 potentielle Kunden in 4 Wochen. Das erwarte ich in 2 Tagen. Die Story stimmt. Ich habe sie schließlich entworfen, getestet und eingeführt. Sollte es doch an der Story liegen?
Der Gegenbeweis.
Nein. Hier kommt der Beweis. Eine neue Mitarbeiterin wird eingestellt. Ein junge Frau von gerade mal 22 Jahren. Keine Erfahrung. Null. Nicht die voluminöseste Stimme zum Telefonieren. Zierlich. Sie ruft an. Dann den nächsten und den übernächsten. Nach 4 Tagen hat sie das Ziel erreicht und ein Kunde hat das Antragsformular abgesendet. Das war das Ziel. Bei beiden. Kaum vergingen ein paar Stunden, kam wieder ein Antragsformular. Wieder von ihr. Keine Recherche. Spaß beim telefonieren. Sie freut sich, dem Kunden etwas Neues anbieten zu können, dem Kunden helfen zu können, sein Problem zu lösen. Der Kollege hat jede Menge Erfahrung und denkt nach, bereitet vor, recherchiert, überlegt sich Wege, wie es gehen kann. Sie ruft an. Sie schließt ab.
Unlösbar! Wirklich?
Das erinnert mich an den Schüler, der im Matheunterricht eingenickt war. Die Glocke am Ende der Stunde schreckte ihn auf. Und er wusste, dass die Lehrerin sehr streng war, wenn man am nächsten Tag ohne Hausaufgaben ankam. Also schrieb er hastig die beiden Aufgaben von der Tafel ab und setzte sich am Nachmittag gleich an die Lösung. Doch egal, wie sehr er sich bemühte, er konnte nur eine der beiden Aufgaben lösen. Mit schlechtem Gewissen meldete er sich am nächsten Tag sicherheitshalber gleich zu Anfang der Stunde und gestand ein, dass er am Tag zuvor geschlafen hatte und dass er nur eine der beiden Hausaufgaben lösen konnte. Die Lehrerin stand mit offenem Mund vor der Klasse und war sprachlos. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie war fassungslos. Das konnte nicht sein. Der Bub hatte scheinbar eine als unlösbare geltende Aufgabe der Mathematik gelöst. Beide Aufgaben waren nämlich Beispiele von mathematisch unlösbaren Problemen gewesen. Er hatte eine davon gelöst! Nun ja, zu seiner Verteidigung ist anzuführen, dass er ja nicht wusste, dass sie unlösbar war.