Prof. Thales Teixeira von der Harvard Business School untersucht wissenschaftlich das Phänomen: virale Videos.
Also die Gründe, warum ein Video weiter und weiter und weiter geteilt wird. Seine Erkenntnisse sind generell interessant, nicht jedoch für jemanden, der sich mit der Psychologie des Menschen auseinander setzt, denn er kommt zu einem Ergebnis, was nicht besonders überrascht: Menschen teilen, weil sie anerkannt werden wollen. Weil sie gemocht werden wollen. Weil sie sozialen Respekt suchen und ein cooles Video, welches sie entdeckt haben und weiterleiten hilft, diese Anerkennung zu erhalten. Sie wollen „ge-liked“ werden. Dadurch entstehen virale Videos.
Also einfach ein Video produzieren, was Andere gerne weiterleiten, damit sie anerkannt und ge-liked werden?
Ja. Aber dann ist es doch nicht so einfach. Denn wenn ein User etwas mit anderen teilt, dann kann es ja auch sein, dass der Empfänger es vielleicht doch nicht mag. Denken Sie also immer daran etwas zu produzieren, was dem generellem kulturellen Geschmack entspricht. Jeder Kunde, dem wir unsere Produkte anbieten, stellt sich latent unterbewusst die Frage: Was kann ich gewinnen, wenn ich das kaufe“ und „Was kann ich verlieren, wenn ich das kaufe“. Auch derjenige, der kurz davor ist den „teilen“ oder „Like“ Knopf zu drücken, stellt sich genauso die Frage nach dem potentiellen Gewinn oder Verlust. Immer unterbewusst. Wenn auch nur eine geringe Gefahr besteht, dass der Empfänger den geteilten Inhalt des Videos oder des Beitrags nicht positiv beurteilt, wird der Knopf nicht gedrückt und Ihre Werbung oder Ihre Botschaft wird nicht weiter geteilt.
Dann ist es vorbei mit viralen Videos, bevor sie viral wurden.
Beantworten Sie also schon bei der Produktion des Werbeclips, der Anzeige oder des Blog-Beitrages immer die Frage: „Werden mich meine Freunde, denen ich dieses weiterleite, dafür mögen oder denken sie, dass ich keinen Geschmack habe (nicht lustig bin, langweilige Sachen rumschicke, etc..).“
Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die die Wissenschaftler der Harvard Business School gefunden haben. Das ist zwar nicht übermässig neu, sollte aber immer berücksichtigt werden, was wiederum selten genug vorkommt.
Die weiteren Erkenntnisse fasse ich hier kurz zusammen und empfehle, das Video anzuschauen (es ist leider in Englisch, und ich konnte keine Übersetzung oder eine Version mit Untertitel finden):
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Vermeiden Sie es, dem Zuschauer Ihr Logo oder Ihren Firmennamen groß vor die Nase zu setzen.
Bauen Sie das Logo diskret ein, gerne auch immer wieder. In einem Coca Cola Spot, der sehr stark verbreitet wurde, war die Marke insgesamt 17 Mal ganz kurz zu sehen. Diskret. Kurz. Unauffällig.
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Erzählen Sie eine Geschichte mit vielen Highlights und Höhepunkten.
Langsam steigende Spannung mit einen Knall am Ende funktioniert nicht so gut wie ein spannendes Auf und Ab.
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Bauen Sie kulturell akzeptierten Humor auf der ganze Strecke ein.
Der Zuschauer muss sich von Anfang an erfreuen, anstelle mit einer witzigen Pointe überrascht zu werden. Der eingebaute Überraschungsmoment könnte von einem anderen nicht so angenommen werden. Deshalb wird das Video weniger wahrscheinlich geteilt. Ein cooler, lustiger Clip, der von Anfang an witzig und lustig ist, birgt hingegen keine Gefahr für die soziale Reputation desjenigen, der ihn teilt. Deshalb wird er gefahrlos an alle Freunde geschickt.
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Gestalten Sie den Clip so, dass derjenige der in verteilt, den Kredit bekommt.
Es ist nicht entscheidend, dass Sie eine coole Werbung produziert haben. Entscheidend ist, dass Stefanie oder Max von ihren Freunden geschätzt und gemocht werden, weil sie den Content geteilt haben. Sie spielen keine Rolle in der Gleichung. Sie wollen nur, dass der Clip sich wie ein Lauffeuer verbreitet, auch wenn Max ihn nur deshalb teilt, damit er, Max, gut dasteht. Natürlich muss der Clip Ihre Story erzählen und natürlich Ihre Marke oder Ihr Produkt bewerben. Aber das sind die Themen, die an anderer Stelle behandelt werden.
Schauen Sie sich bitte diesen außergewöhnlich interessanten Vortrag über virale Videos einmal an. Ich empfehle es Ihnen wärmstens, denn ich möchte ja von Ihnen gemocht werden. Sie können als sicher sein, dass der Vortrag gut ist und dass für mich kein soziales Risiko und auch keine Gefahr für meine Kompetenz und Reputation besteht. Ich mach das alles nur für mich (wie wir im Beitrag erfahren). 🙂