Wissen Sie, ich persönlich werde mein Smartphone wieder abgeben. Ich bin total genervt, dass ich ständig Informationen von überall her bekomme und sehe vor lauter Apps den Wald nicht mehr“.
Diese Aussage von einer Managerin im mittleren Alter eines großen Unternehmens hat mich zutiefst erschüttert. Mit halb offenem Mund saß ich am Telefon und hörte dann auch noch, wie sie sagte „Und viele meiner Freunde und Bekannten geben auch ihr Smartphone wieder zurück.“ Nur um das auch im richtigen Zusammenhang zu genießen: Sie ist eine Topmanagerin in einem großen internationalen Unternehmen mit über 10.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen stellt technische Produkte für global agierende Konzerne und Organisationen her.
Ich bin seit über 25 Jahren im Vertrieb und Marketing technologischer Produkte tätig. Zugegebenermaßen meistens an der Spitze der Technologie. Mit neuen hoch innovativen Konzepten und Ideen. Ich gehöre zu den „Erfindern“ (Innovators), also denen, die neue Dinge ausprobieren oder erfinden, wenn diese noch kaum bekannt sind. Das machen ca. 2,5 % aller Menschen. Wenn die Produkte dann sozusagen da sind, also lieferbar, dann werden sie von den „Early Adopters“ genutzt. Das sind die, die immer alles ausprobieren und immer auf der Suche nach neuen technischen Spielzeugen oder anderen Innovationen sind. Aber das sind auch nur gerade mal ca. 13,5 % der Anwender insgesamt. Dann kommt die erste Hälfte der Menschen, die man als „frühe Anwender“ bezeichnen kann, immerhin 34 % der Menschen (early majoritiy). Diese ziehen dann weitere 34 % nach sich (late majoritiy). Danach sind es nur noch 16 %, die nur schwer oder sehr schwer zu überzeugen sind (laggarts). Also die, die aus der Not, weil es Telefone mit Wählscheiben nicht mehr gibt, ein modernes Telefon kaufen müssen.
Nach dieser Klassifikation des Kommunikationswissenschaftlers Everett Rogers befinden wir uns nun schon weit in der zweiten Hälfte des „späten Anwender“ Zyklus. Das heißt, dass mehr als die Hälfte aller Menschen Smartphones nutzen. Konservativ geschätzt. Und die, die solche Geräte nicht nutzen, sind in der Regel keine Topmanager von großen internationalen Firmen aus dem High-Tech Bereich. Gerade diese können doch ihren Kunden nur dann gute Produkte liefern, wenn sie auf der Höhe der Zeit spielen. Also quasi „Neuland“ kennen. Oder sie werden eben von Google, Facebook, Youtube überrascht und überrannt. Die kennt inzwischen jeder. Snapchat oder Instagram sind hingehen weniger bekannt. Bei uns in Deutschland. Weltweit sind ständig über 300 Millionen Menschen auf diesen Plattformen unterwegs. Bis Ende des Jahres sollen es über 500 Millionen werden.
Mein Angebot kam also nicht wirklich zu früh, nicht in der Innovationsphase oder der Phase der ersten frühen Anwender. Noch nicht einmal in der Mitte des Adaptionszyklus einer neuen Technologie, sondern doch schon in der späten Phase.
Aber warum überraschte mich das? Das ist mir doch schon so oft passiert.
Ende der Neunziger sprach ich mit potentiellen Kunden über die Möglichkeit, beziehungsweise die Notwendigkeit, ihre Firma auch online zu präsentieren. Wir verkauften zum damaligen Zeitpunkt Webseiten. Die Antwort, der ich immer wieder begegnete war:
Naja dieses modische Ding Internet, das bleibt nicht, das geht schon wieder weg.“
Und tatsächlich es ist wieder weggegangen. Denn diesen Artikel hier lesen Sie nicht im Internet, sondern auf Papier! Vielleicht sogar auf einer Steinplatte, in die ich diesen Text hinein meißelte.
Wenige Jahre später, als das Internet nicht mehr weg zu diskutieren war und die Ungläubigen inzwischen zugeben mussten, dass das Internet doch nicht mehr weggeht, war es sehr hilfreich, ja notwendig, eine Website zu besitzen. Aber umgehend stieß ich das nächste Malerneut auf das typische Verhalten: Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und kann dann nicht gesehen werden. Dieses Mal, Anfang der 2000er, ging es um E-Commerce.
„Ich bitte Sie, keiner wird im Internet seine Daten hinterlegen, geschweige denn Zahlungsinformationen preisgeben“.
Die Leute bestellen weiterhin per Post und Katalog, bzw. kommen in die Läden. Sie wollen die Ware anfassen und nicht auf irgendwelchen windigen Webseiten unsicher Geld ausgeben. Auch damals stand ich oft mit offenem Mund staunend vor den potentiellen Kunden, die sich einfach die Decke über den Kopf zogen, obwohl die Sonne strahlend in das Zimmer hinein schien. Und nur mal als Randbemerkung: Amazon, der stärkste E-Commerce Gigant der Welt, hat im letzten Jahr nur in Deutschland fast 12 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Und das gerade einmal 10-12 Jahre später.
Und jetzt ist es das mobile Internet. Auch das geht wieder weg. Klar, genauso wie die Sonne morgen nicht mehr scheint, wird auch das mobile Internet wieder weg gehen. Smartphones sind vom Untergang bedroht. Eine Spezies, die durch die Konservativen, die Bewahrer, die Statischen ausradiert wird. Eine Randbemerkung in der Entwicklung von Menschheit und Gesellschaft.
Also nicht. Das mobile Internet wird stärker werden als alles, was wir bisher gesehen haben. Aber was bedeutet das für uns? Was bedeutet das für einen Unternehmer heute? Egal, wie klein oder wie groß ein Unternehmen ist, das mobile Internet und soziale Medien werden zum Treiber für E-Commerce und damit für Umsatz und Wohlergehen eines jeden Unternehmens. Und das, ob Sie Ihr Smartphone zurückgeben oder nicht. Ich will das an dieser Stelle nicht leidenschaftlich begründen und argumentieren. Das macht keinen Spaß. Irgendwie ist es auch angesichts der Fakten nicht nötig. Dieser Beitrag kann nur ein weiterer Weckruf sein.
Es ist eine Plattitüde, aber sie umfasst den wahren Kern: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Und davor bewahrt auch Größe nicht. Fragen Sie einmal die Mitarbeiter von Kodak. Gehen Sie also bitte mit der Zeit und beschäftigen Sie sich mit dem „neumodischen Zeug“.
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